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Kegelgräber von Genzkow.

Das Terrain, welches die Gräber zwischen dem Hofe Genzkow und der Walkmühle vor der Stadt Friedland trägt, ist von NW. nach SO. etwas über 1/2 Meile lang und etwa 3/8 Meile breit. - Die größere Anzahl der 25 Kegelgräber befindet sich links der bisherigen Landstraße von Neubrandenburg nach Friedland, doch sind davon die Steinmassen von No. 1, 2, 8, 12 - 20 1 ) bereits zum Bau der Kunststraße, die hier wenig von der alten Landstraße abweicht, aufgeräumt. An einer andern Stelle, schon mehrere Jahre beackert, fanden die Arbeiter mit dem Sucher noch Steinmassen 1 1/2' tief unter der Ackerkrume und dort drei Lanzenspitzen oder Messer von Feuerstein. Im Kegelgrab No. 8 fand Unterz. eine Steinkiste mit zwei zertrümmerten Urnen. Im Kegelgrabe No. 12 fanden die Arbeiter auf der südöstl. Seite etwa 2' weit vom Rande, die bronzenen Waffen zwischen zwei mäßig großen flachen Steinen neben einer zertrümmerten Urne. Sämmtliche Kegelgräber von 1-25 waren und sind Steinhügel von sehr verschiedenem Umfange und wechselnder Höhe, doch alle als Grabhügel erkennbar. Die kleinsten haben in der Kegelspitze eine senkrechte Höhe von 3', die höchsten, besonders No. 5 und das Doppelgrab No. 10, 11, wohl 12-13' Höhe. Die an der linken Seite der Landstraße sind unverkennbar Kegelgräber nach des Herrn


1) Die Numern beziehen sich auf eine von dem Herrn Berichterstatter mit eingesandte Federzeichnung.
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Archivars Lisch Bezeichnung, von größern und kleinern Steinen jeglicher Masse aufgehäuft und mit einer Erde ausgefüllt, die dem umgebenden Boden angehört. Nirgends ist eine Spur von Brandstätten. Die beiden Gräber 24 und 25 sind schon theilweise als Sandgruben benntzt; besonders 24. Sie haben beide eine Structur, verschieden von den übrigen. No. 24 nämlich, halb abgeräumt, mit vertiefter Sandgrube, erscheint als nicht unbedeutender Erdhügel; allein, wie der gemachte Durchschnitt deutlich zeigt, geht 1 1/2' unter der Oberfläche des Hügels ein sorgfältig gepackter Steindamm von faustgroßen Steinen durch den Hügel hin. No. 25 hat, wie auch einige der Gräber von No. 1-20, hie und da am äußersten Umfange größere Steinblöcke als Marken. Vorzüglich traten diese an der Südseite von No. 8 hervor. Da die Jahrszeit zu weit vorgerückt ist, so werde ich im wiederkehrenden Frühlinge oder Sommer mit Vergünstigung des Herrn Hauptmanns von Cramon auf Genzkow vorzugsweise die beiden Gräber No. 5 und das Doppelgrab No. 10, 11 nach Vorschrift aufdecken, da diese, in der Saat liegend, für diesen Herbst von den Chaussee=Arbeitern verschont bleiben.

Bemerkenswerth ist noch, daß im Osten des Dorfes Genzkow, hart an der friedländischen Grenze, im Birkbusch eine freiliegende sehr bedeutende Steinkiste, oben mit mächtigen Platten gedeckt, schon vor Jahren wahrscheinlich durch Geldgräber zerstört ist. Einzelne Ueberreste sollen noch dort liegen. Der sel. Pastor Rudolphi hat diese Steinkiste, als sie noch wohl erhalten war, öfter besucht. Eine ganz ähnliche Steinkiste befand sich im Anfange der Gräberreihe links hart an der Landstraße; ich erinnere mich derselben noch aus frühern Jahren sehr wohl. Auch von dieser war der sehr bedeutende Deckstein abgehoben und zertrümmert. Was davon übrig, ist jetzt an der im Bau begriffenen Kunststraße aufgestapelt. Um noch einmal den Leser gegen O. zum Birkbusch zurückzuführen, ist nach der Versicherung der jetzigen Frau Hauptmannin von Cramon von Arbeitern in dem angrenzenden Moderbruche eine römische Münze von Silber, ein Trajan, gefunden worden, als jener Dame erster Gemahl, von Behr, jenes Bruch zur Verbesserung des anliegenden Ackers ausfahren ließ. Die Münze ist zur Zeit in den Händen des Hrn. Rath Preller in Neubrandenburg. Ich hoffe noch, wenigstens eine Zeichnung derselben vorlegen zu können.


Schon im Jahre 1820 oder 21, wo ich mit dem Prof. Schröter zu Rostock in Briefwechsel über antiquarische Gegen=

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stände stand, theilte ich demselben einen flüchtigen Faustriß eines Theils der Feldmark Genzkow mit, einer Gegend, die, ähnlich der hinter Bergen auf Rügen, eine ganze Reihe von Kegelgräbern der germ. Vorzeit enthielt; denn seit 4 Wochen ist wohl ein Drittheil derselben der Picke der Steinarbeiter an der Kunststraße von Neubrandenburg nach Friedland gewichen. Meine damalige Beschreibung der Gegend und der Gräber nebst dem Wunsche, sie möchten aufgedeckt werden, sandte ich dem Prof. Schröter ebenfalls zu, der mit meiner Vergünstigung meinen Aufsatz zum Abdruck für das schweriner Abendblatt bestimmte. Ich meine, er ist im Jahrg. 1821 zu finden.

Was ich damals nur vermuthete, ist zur Gewißheit geworden. Auf die mir mündlich durch Herrn Archivar Lisch Seitens des geehrten Vorstandes unsers Vereins überbrachte geneigte Antwort auf meine desfallsige Anzeige wollte ich so eben die Vergünstigung des Herrn Hauptmanns von Cramon auf Genzkow nachsuchen, eins oder das andere jener Kegelgräber für den Verein aufdecken zu dürfen, als ich erfuhr, daß beim beschleunigten Bau der gedachten Kunststraße schon mehrere jener Steinmassen in den rohen Händen der angestellten Arbeiter seien. Es ward mir auch vom Hrn. Hauptmann v. Cramon mit der dankenswerthesten Zuvorkommenheit meine Bitte gewährt. Gerade die bedeutendsten der Steinhügel liegen jedoch noch unangetastet im Saatfelde; daher ich erst im kommenden Spätsommer an deren Aufdeckung Hand legen kann. Gleichzeitig zeigte mir die achtungswerthe Familie, welche in mehrern ihrer Mitglieder lebhaften Antheil an antiquarischen Forschungen nimmt, zwei von jenen Steinarbeitern schon gefundene dolchförmige, muschelig geschlagene Lanzenspitzen oder Messer von Feuerstein. Sie sind gegen 6" lang, in der Mitte 1 1/2" breit, mit erhabenem Mittelrücken, zweischneidig, nach beiden Enden spitz auslaufend, geschlagen, ohne geschliffen zu sein. Eben weil sie keine Verlängerung zeigen, die wie zum Griff bestimmt scheint, von einer Art, wie ich sie ehemals wohl gesehen, halte ich sie für Lanzenspitzen. Jene zwei wohl erhaltenen befinden sich als jener Familie werthe Stücke in deren Händen. Nur ein Fragment einer dritten Lanzenspitze, gleichzeitig an derselben Stelle gefunden, kann ich dem Verein vorlegen; doch ist eins der wohl erhaltenen Werkzeuge bei weitem regelmäßiger und schöner gearbeitet, als dies Fragment verräth.

a. Kegelgrab von Genzkow No. 1 .

Sofort begab ich mich denn zu den bezeichneten Kegelgräbern der Feldmark. Mehrere Steinbrecher fand ich dort

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beschäftigt; doch alle versicherten, außer jenen "Steinmessern" sei noch nichts gefunden, womit der zur Aufsicht anwesende Ingenieur, Herr Siemers, übereinstimmte. Ueberhaupt sollen nach Versicherung des Bauconducteurs Herrn Adermann die Arbeiter, stets beaufsichtigt, streng angewiesen sein, alles Gefundene an die Bau=Commission abzuliefern. Zum Ueberfluß hatten mir beide Gedachten auf meine Bitte die Zusicherung gegeben, so wie bei der Arbeit irgend Auffallendes vorkomme, mich sogleich zu benachrichtigen. Dennoch kam ich gerade zu rechter Zeit bei einem der Arbeiter an, der schon einen bedeutenden Theil am Umfange eines Kegelgrabes (No. 8 der Reihe) hart an der Landstraße abgeräumt hatte. Wurzeln des auf demselben wuchernden Dorns hatten ihn einstweilen von der nördlichen Seite des Steinhaufens nach der südlichen Seite getrieben, wo überhaupt eine größere Masse von mäßigen Steinen lag. Dagegen fanden sich im N. und gegen W., wie gegen O. des Steinkegels mehr einzelne bedeutendere Steinblöcke mit minder großen Steinen zwischen denselben; doch traten erstere sichtbar am Umfange hervor. Die ganze Steinmasse war mit aufgeschütteter höchst staubiger Erde ausgefüllt, obgleich die nächste Ackerkrume, vielleicht durch Cultur, weit kräftiger erscheint. Der erste Blick, als ich die Nordseite des Kegelhügels betrat, zeigte mir den Anfang einer wohl erhaltenen Steinkiste, deren nähere Beschreibung weiter unten folgen soll. Zunächst aber eine genauere Angabe der Verhältnisse des Steinkegels selbst, wie ich sie an Ort und Stelle sogleich aufnahm, und die mit geringen Abweichungen auf die ganze Reihe der Kegelgräber passen. Das Kegelgrab, fast rund an der Basis, auf dem natürlichen Boden von Steinen aller Größe und aller Art errichtet, hatte am Fuße einen Durchmesser von 32' bei einer senkrechten Höhe von 5-6'. Ein anderes Grab, so wie ein Doppelgrab halten indeß wohl 12-15' Höhe.

Das Versprechen einer Remuneration, so wie ein Trunk, wie ihn die keinem Mäßigkeits=Vereine angehörenden Chaussee=Arbeiter nur zu gern haben, vermochten den Arbeiter, nach meiner Anweisung und mit meiner Hülfe an der verlassenen Seite des Steinkegels fortzuarbeiten. Vorsichtig ward sofort die gedachte Steinkiste in demselben aufgedeckt. Sie bestand aus 6 mächtigen, 2-3" dicken Platten eines mit röthlichem Feldspath gemengten Steins, der, wie es schien, mit leichter Mühe schieferartig gespalten war. Doch war die Platte im SO. (wie es schien, etwas aus ihrer ursprünglichen Stellung gewichen) ein glatter Kalkstein. Jede dieser 6 aufrecht stehenden Platten war 2 1/2' hoch, stand völlig senkrecht und war auf dem

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Urboden errichtet, in und außer der Kiste mit passenden Steinen zur Erhaltung der Stellung verpackt. Die vier Platten der Längenseiten der Kiste hatten jede 3' Länge so daß die Kiste selbst 6' lang war; jede der beiden Platten in der Breite hatte 2' 4" Länge. Die an der NW. Seite schloß nicht nur fest an die Längenseiten, sondern stand zu beiden Seiten noch einige Zoll vor. Auffallend dicht schlossen die Fugen der Platten an der Langseite der Kiste. Diese Steinkiste nun hatte im Kegelgrabe genau die Richtung von NNW. nach SSO., befand sich durchaus im Mittelpunkte desselben; sie stand abgeräumt einem Herde nicht unähnlich da. Der innere Raum der Kiste war mit Erde gefüllt, die indeß so hart war, daß sie nur scharfen Werkzeugen wich. Hie und da schienen Streifen Asche unterzulaufen; doch von Brand oder Kohle war weder auf noch in der Kiste eine Spur. Wohl aber entdeckte ich, mit Hand und Messer aufräumend, mehr nach dem südlichen Ende der Kiste Reste einer sehr grobkörnigen, äußerlich rauhen, dickwandigen, morschen Urne mit Knochen. Eine zweite Urne, die, wie eine dritte, hart daranstehende, nicht in, sondern auf der Steinkiste sich fand, gleichsam wie 2 Töpfe auf einem Herde, war schon durch Wurzeln und die drückende obere Steinlast völlig zerstört; sie war dunkelbraun, mit unregelmäßigen Strichen von oben nach unten verziert, hochhalsig und wahrscheinlich gehenkelt (cinerarium); dagegen war die zweite, das ossuarium, denn in ihr fanden sich sämmtliche angebrannte Knochen eines erwachsenen Menschen, zwar auch zerdrückt, doch in ihrem Umfange noch erkenn= und meßbar. Sie war hellbraun, glatt, stark ausgebaucht, eiförmig, groß 9" in der mittlern Weite im Durchmesser, mit festen Linien von oben nach unten auf der Außenseite verziert, wie die gesammelten Fragmente ausweisen. An Geräthen oder Waffen entdeckte ich bei aller Aufmerksamkeit nichts, weder in den Urnen, noch in dem Raum der Steinkiste, in welcher letztern ich umsonst ein Skelett erwartete.

Kegelgrab von Genzkow No. 2.

Als ich noch hierbei beschäftigt war, näherte sich mir der anwesende Ingenieur Hr. Siemers, der bisher den Arbeitern bei einem andern nahen Kegelgrabe (No. 12 der Reihe) zugesehen hatte. Er zeigte mir den so eben dort gemachten Fund. Diesen lege ich, nachdem ich ihn für eine kleine Vergütigung an die Arbeiter erhalten hatte, mit ausdrücklicher Vergünstigung des Herrn Hauptmanns von Cramon für die Sammlung des Vereins an. Es ist der Griff mit dem Fragment der Klinge eines

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seltenen Schwertes von Bronze mit edlem Roste bedeckt, ganz von derselben Form und Arbeit wie Frid. Franc. Tab. XIV, Fig. 1. Der Griff ist 2 3/4" lang, hohl gegossen, verläuft nach der Klinge zu in einen zierlichen Halbmond mit zwei Hornspitzen. In diesem Halbmond ist die 1 1/2" breite Klinge mit 4 äußerst zierlichen Nieten sorgfältig befestigt. Die Klinge, von der nur ein Fragment von 1 3/4" Länge vorhanden ist, ist zweischneidig, mit scharfem Mittelrücken auf beiden Seiten, hart über dem Griff gewaltsam nach einer Seite gebogen und abgebrochen, und im Bruch oxydirt. Der hohle Griff ist nicht nur abwechselnd in 6 graden und 6 zickzackförmig durchbrochnen Stäben gearbeitet, wodurch dieser Griff sich von dem oben angeführten im Frid. Franc. unterscheidet, sondern diese Stäbe, so wie Knopf und Halbmond, sind mit regelmäßigen Linien, Strichen, Spiralwindungen und concentrischen Kreisen verziert. Auf dem elliptischen Knopfe sind 6 Spiralwindungen eingegraben, wie sie auf den Alterthümern der Kegelgräber oft vorkommen; dieser Knopf ist dem in Frid. Franc. Tab. XIV, Fig. 1 b. abgebildeten ganz gleich. Das ganze Werkzeug verräth eben so viel Geschmack als Kunstfertigkeit. In demselben Grabe lag ein sichelförmiges Werkzeug, wie Frid. Franc. Tab. XVII, Fig. 7, ebenfalls aus Bronze mit edlem Rost. Durch Schuld der Arbeiter ist es leider in 2 Hälften gesprungen. Die Klinge, wie gesagt, sichelförmig, hat gegen 5" Länge, doch fehlt schon die Spitze im alten Bruche, so daß das Ganze leicht 6" mag gemessen haben. Das Werkzeug hat einen sensenartigen Rücken, neben welchem noch parallel eine erhabene Linie herläuft. Zwischen diesem Rücken und der Linie befindet sich am Anfange der Vorderseite der Klinge ein kegelförmiger Knopf. Bemerkenswerth ist noch unterhalb dieses Knopfs nach der Schneide zu ein deutliches erhaben gegossenes V, welches auf den bronzenen Sicheln öfter bemerkt wird.

Diese beiden bronzenen Stücke lagen auf der SO. Seite des Kegelgrabes, kaum 2' vom Rande desselben entfernt, zwischen 2 platten Steinen, welche ich, sogleich mich dahin begebend, noch in ihrer Lage fand. Von einer Steinkiste war hier so wenig, als von einer Brandstätte die Rede; und, obgleich ich - da die Nacht hereinbrach - am folgenden Tage sofort mich wieder dahin begab, ward weiter nichts Beachtenswerthes in diesem Steinhügel angetroffen. Nur wenige Reste von einer in der Nähe der beiden bronzenen Waffen befindlich gewesenen Urne fand ich auf.

Rülow, Mitte Octobers 1839.

F. Th. Sponholz, Prediger.