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Alterthümer bei Granzin und nahe liegenden Dörfern, zwischen Wittenburg und Boizenburg.

Hierüber empfingen wir von dem Herrn Candidaten Flörke zu Camin durch Herrn Hülfsprediger Ritter zu Wittenburg folgende Mittheilung:

Auf einem der höchsten Punkte des granziner Hügelzuges erheben sich mehrere aufgeworfene Hügel, von denen zwei durch den ritterschaftlichen Schulzen von Granzin aufgedeckt sind. Er fand mehrere Urnen, jede in einem vollkommenen Steingehäuse, dessen Steine scheinbar behauen, sehr dünne und oft auch schmal sind, und welche fast alle in eine unverkennbar künstliche Rundung auslaufen. Die Urnen hatten Füße, Henkel und Deckel, und waren geriefelt oder auch mit einem Kranz zusammenhängender Kugeln verziert. Dies habe ich von Leuten gehört, welche sie gesehen haben wollen; der Schulze nämlich hat von der Gesetzwidrigkeit solcher Ausgrabungen gehört und daher das corpus delicti, die Urnen, zerschlagen; wie er denn auch jetzt überhaupt leugnen soll, dort gegraben zu haben. Doch sind von jenen dünnen, oben abgerundeten Steinen noch mehrere vorhanden. Kommt man jetzt an diesen Ort, so findet man für's Erste eine Menge Knochen und Kohlen; dann sieht man aber deutlich Steinringe von Granitblöcken in ovaler Form, von denen zwei noch vorhanden sind. Ein dritter, augensichtlich künstlicher Hügel und bis jetzt noch unberührt, ist in unmittelbarer Nähe dieser Steinringe. Etwas weiter entfernt findet man mehrere behauene Steine zu Tage liegen, und man soll einen hohlen Ton vernehmen, wenn man auf sie schlägt. Nahe beim Dorfe endlich hat der fürstliche Schulze vor längerer Zeit ebenfalls Urnen gefunden mit vielen Bernstein=Stücken und Perlen, von welchen noch mehrere vorhanden sind.

Die größte Beachtung scheint mir jedoch Folgendes zu verdienen. Man kann nämlich vom granziner Gebiet aus über die gresser, galliner und valluhner Feldmarken eine Doppelmauer verfolgen; beim Pflügen hat man die Steine auf dem adeligen Theil von Granzin entdeckt und zum Chaussee=

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bau benutzt. Hier nun hat man diese Doppelmauer näher kennen gelernt; ihre durchschnittliche Höhe soll 4 Fuß betragen und große Schlußsteinquadern sollen sie oft bedecken. Ein Theil derselben ist das sogenannte Düwelsbacklock gewesen, welches vollkommen zu Tage gelegen hat, in einem Steinquadrat mit aufliegenden, eine große Oeffnung lassenden Schlußsteinen bestanden hat, und welches jetzt, glaube ich, auch schon zerstört ist. Auf den übrigen Feldmarken ist dergleichen Zerstörung bis jetzt noch nicht vorgenommen, und es bliebe Ihnen, falls Sie diese Parallel=Mauer Ihrer Untersuchung würdigten, noch weiter Spielraum übrig. - Noch bemerke ich, daß der Ort jener Steinringe zum Gemeindelande gehört und in unbenutzter Haide besteht.

Später gab Herr Hülfsprediger Ritter selber den nachstehenden Bericht:

In der Mitte zwischen den Dörfern Bennin und Granzin erhebt sich die Gegend zu einem Bergrücken, auf dem links vom Wege mehrere Kegelgräber liegen, deren Sanddecke schon etwas von ihrer Höhe verloren hat. Bei dem höchsten Kegel, dessen Gestalt am besten erhalten und dessen Durchmesser etwa 50 Fuß ist, hat man an der nördlichen Seite schon etwas gegraben. Auf der südwestlichen Seite von Granzin erhebt sich links von der Landstraße nach Boizenburg der Pfänderberg, auf dessen Gipfel ein Riesenbette 70 Schritte lang und 10 Schritte breit in grader Richtung von NNO. nach SSW. liegt, eingefaßt mit ziemlich großen Steinen. Das südliche Ende ist, um Steine herauszunehmen, einige Schritte lang durchwühlt, und lag hier eine Masse Urnenscherben, Knochen und Kohlen. Dicht am nördlichen Ende liegt nach Osten ein schön erhaltenes Kegelgrab von etwa 60 Fuß Durchmesser.

Geht man von hier nach den sogenannten Haidbergen die südwestlich liegen, so trifft man auf einzelne Kegelgräber von beinahe gleicher Größe.

Auf den Haidbergen, südöstlich von dem höchsten Punkte, nur etwa 100 Schritte von den zu Bengersdorf gehörenden Tannen, liegen 2 Riesenbetten, beide gegen 50 Schritte lang und 5 Schritte breit, in der Richtung von NNO. nach SSW. Das eine ist mit ziemlich mächtigen Steinen eingefaßt, doch zeigten sich Spuren, daß man in neuerer Zeit die Steine hatte ausgraben wollen; das zweite, etwa 50 Schritte westlich davon entfernt, ist in letzter Zeit aller Seitensteine beraubt und dürfte nach einigen Jahren nicht wiederzufinden sein.

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Etwa 1000 Schritte westlich von Granzin, rechts von der boizenburger Landstraße, trifft man auf die von den Leuten dort sogenannte Riesenmauer, welche sich in grader Linie von Süden nach Norden, mit geringer Abweichung nach Osten, über die ganze Feldmark, welche hier eine ebene Fläche bildet, erstreckt. Man sieht auf alleu Ackerstücken, welche nur schmal sind und über diese Riesenmauer fast rechtwinklig gehen, eine Erhöhung von 1 bis 3 Fuß, in der Breite von etwa 10 Schritten. Sie ist leicht über die ganze Feldmark zu verfolgen und auf zwei Ackerstücken entdeckte ich die Senkung des Bodens, die durch Ausgrabung der Steine entstanden war. Der Herr Pastor Häneke, der mich gefälligst selbst begleitete, war bei einer solchen Ausgrabung gegenwärtig gewesen und versicherte, daß die Steine, zu beiden Seiten aufgestellt, gleichsam einen freien Gang in der Mitte ließen; aber weder Asche, noch Kohlen oder Urnenscherben habe man bemerkt.

Auf einer Stelle erhebt sich diese Riesenmauer bis zu 7 Fuß hoch über die Ebene, ganz mit Gebüsch bewachsen; auf der westlichen Seite hat man einen platt liegenden Stein, angeblich von 12 Fuß Länge und Breite und auf einer Seite eingesägt, gesprengt und weggeschafft. In der dadurch aufgewühlten Erde war keine Spur von Alterthümern zu entdecken; nach allen Seiten zeigten sich aber noch ziemlich große Steine. Dies ist der sogenannte Teufelsbackofen, da der Stein lange unterhöhlt gewesen ist. (Auf den übrigen Feldmarken werde ich hoffentlich im nächsten Frühjahr diese Mauer verfolgen.)

Gleich westlich am Dorfe Granzin liegt ein Hügel mit einem kleinen, niedrigen Kegelgrabe, um welches herum gewöhnlich Kartoffelgruben angelegt werden. Dadurch wurden zu verschiedenen Zeiten Grabalterthümer, wie geschliffene Feuersteine, Bernsteincorallen, Urnenscherben, herausgebracht, von denen aber im Dorfe angeblich nichts mehr vorhanden ist.

Wittenburg, im October 1838.

J. Ritter.