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C. Gesammelte Nachrichten von Alterthümern aller Art.

I. Nachrichten von heidnischen Gräbern und andern muthmaßlich vorchristlichen Denkmälern.

Hünengräber zwischen Sternberg und Bützow.

1) Ungefähr 3/4 Meile von Sternberg liegt, auf der Feldmark Kl. Görnow, unmittelbar an dem von Sternberg über

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Gr. Görnow nach Eickelberg führenden Wege, auf der Kuppe eines Berges von nicht unbedeutender Höhe, ein gewaltiges Hünengrab, welchem Referent hinsichtlich der Größe den Vorrang vor allen ihm bekannten Hünengräbern, namentlich auch vor dem Hünengrabe zu Katelbogen zugestehen möchte. Das fragliche Grab erstreckt sich von Westen nach Osten. Am östlichen Ende besteht dasselbe aus vielen mächtigen Granitpfeilern, welche theils aufrecht stehen, theils aber liegen. Am westlichen Ende des Grabes ruhen auf 5-6 Pfeilern zwei Granitplatten von so enormer Größe, daß man nicht begreifen kann, wie dieselben ohne Anwendung mechanischer Hülfsmittel auf ihre Unterlagen gebracht sind. Durch die Decksteine mit ihren Unterlagen wird eine geräumige Höhle von 4-5 Fuß Höhe gebildet, in welcher oft die vom Regen überraschten Feldarbeiter Schutz suchen. Dicht neben diesem Grabe befindet sich an der nördlichen Seite des Berges eine Vertiefung, welche einige 100 Schritte im Umfange und vielleicht 50 Fuß Tiefe hat. Auf dem Grunde derselben befindet sich ein Teich und in der Mitte des letztern eine kleine Insel. Anscheinend ist diese Vertiefung durch Menschenhände gegraben. Hieraus und aus der enormen Größe der Deckplatten des Grabes, so wie aus dem Umstande, daß an der niedrigeren Seite der einen Deckplatte eine Art Stufe (vielleicht um das Besteigen des Steines zu erleichtern) eingehauen ist, möchte Referent folgern, daß dieses s. g. Hünengrab keine Grabstätte, sondern der Altar und Ort der Verehrung eines Idoles ist. Wenigstens spricht die Nähe des oben erwähnten Teiches für diese unmaßgebliche Meinung.

2) Auf der Feldmark Eickelberg, ungefähr 1/8 Meile von dem sub 1) erwähnten Hünengrabe, liegt nicht allzuweit von der Warnow ein zweites Hünengrab. Dasselbe besteht aus mehreren großen Granitpfeilern und Deckplatten. Die Stützpfeiler sind jedoch gewichen, so daß die Deckplatten sich gesenkt haben und jetzt in der Mitte des Grabes anscheinend auf der Erde liegen.

3) Auf der Feldmark Eickhof, ungefähr 1/4 Meile von dem sub 1) erwähnten Hünengrabe, befindet sich nahe am Ufer der Warnow in einem kleinen Tannengehölze noch ein merkwürdiges Grab, welches Referent mit dem naschendorfer Grabe, soweit ihm die Zeichnung des letzteren erinnerlich ist, vergleichen möchte. Dasselbe besteht aus 30-40 großen aufrecht stehenden Steinen, die ein Oval von 60 Schritt Länge und 10 Schritt Breite bilden. Die Richtung des Grabes geht von Nordwest nach Südost. Von Deckplatten und Grabkammern findet sich hier gar keine Spur.

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Alle diese Denkmäler der Vorzeit sind in grader Richtung nur ungefähr 1/2 Meile von dem auf der Feldmark Gr. Labenz bei Warin befindlichen Hünengrabe, welches im letzten Jahresbericht des Vereins S. 115 und 116 beschrieben ist, entfernt. Auch dieses Grab (welches im Munde des Volkes "der Silberbusch" heißt, weil dort eine silberne Wiege oder auch ein silberner Sarg vergraben sein soll) ist dem Referenten wohl bekannt, jedoch kann es sich an Größe keineswegs mit den sub 1) und 3) beschriebenen Gräbern messen.

Vor ungefähr 10 Jahren haben Schatzgräber mit vieler Mühe dieses Grab geöffnet, um die darin befindlichen Schätze zu heben; ihre Arbeit ist aber vergeblich gewesen.

Die Gegend, in welcher sich die eben beschriebenen Denkmäler finden, ist bergig und reich an Steinen; auch giebt es dort viele große und gut erhaltene Kegelgräber, deren Aufgrabung interessante Resultate ergeben möchte.

Schwerin.

C. A. Schwerdtfeger, Advocat.