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Hünengräber von Brüsewitz.

Auf der Feldmark des Gutes Brüsewitz lagen nahe beim Eulenkruge, an der Landstraße zwischen Schwerin und Gadebusch, und nahe bei der Kunkelmauer (vgl. unten Nachrichten von alterthümlichen Bauwerken), zwei große Hünengräber und ein Kegelgrab, welche wegen des begonnenen Chausseebaues abgeräumt werden sollten. Nach eingeholter Erlaubniß des Herrn Geheimraths und Bundestags=Gesandten von Schack auf Brüsewitz begab sich Unterzeichneter am 3. Mai 1839 an Ort und Stelle, um die Abtragung zu leiten und beaufsichtigen.

Das größere Hünengrab lag nahe südwestlich hinter dem Eulenkruge nicht weit vom Rande des Gehölzes am Wege nach Haidekaten. Seit alter Zeit ist es das Riesengrab (resengrav) genannt und ein Gegenstand der Furcht der Landarbeiter, indem daselbst bei nächtlicher Zeit Lichter brennen sollen. Es war an 100 Fuß lang und 12 bis 14 Fuß breit innerhalb der Ringmauern. Im Rande war es mit ungefähr 36 großen Granitblöcken von 3 bis 5 Fuß Höhe umstellt; die Lücken zwischen je zwei und zwei Ringsteinen waren mit kleinern Steinen ausgesetzt. Innerhalb der Ringsteine erhob sich ein muldenförmiger Rasenhügel von 4 Fuß Höhe. Decksteine waren nicht vorhanden. Das Grab hatte eine Richtung von Osten nach Westen. Das Innere war in zwei Abtheilungen getheilt: die östliche Hälfte bildete einen im Innern nicht getrennten Raum; die westliche Hälfte war der Länge des Grabes nach durch eine Mauer von kleinern Feldsteinen in zwei gleiche Abtheilungen oder Kammern geschieden. - Die Aufgrabung begann im östlichen Ende. Durch die ganze östliche Hälfte

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zeigten sich allenthalben jene weiß calcinirten kleinen Feuersteine und Kohlen, welche von der Anwendung des Leichenbrandes zeugen (vgl. Hünengrab von Prieschendorf in Jahresber. II, S. 27-28 und 32). Dazwischen lagen Scherben von dickwandigen, äußerlich gelbbraun, innerlich schwarz gebrannten Urnen und nicht selten fanden sich Platten von gespaltenem, quarzigem, rothem Sandstein. Auch zeigten sich häufig zerschlagene Feuersteine, welche noch nicht weiß verglaset, sondern in natürlichem Zustande waren. Alles dies lag aber ohne Ordnung in verschiedenen Höhen durch einander. Die Urnenscherben rührten offenbar aus einer alten Zertrümmerung von Gefäßen. Weiter fand sich nichts an Alterthümern in dem ganzen Grabe. In den Kammern am westlichen Ende fehlten auch die Spuren, welche in der östlichen Hälfte sich zeigten; nur ein einziges Mal ward eine Urnenscherbe gegen die Mitte des Grabes hin gefunden. - Einen geschliffenen Keil und ein spanförmiges Messer, beides aus Feuerstein, wollen die Arbeiter schon vor der Abräumung des Grabes beim Ausbrechen der ersten Ringsteine gefunden, aber aus Neugier zerschlagen haben.

Auffallend war es, daß sich dicht unter der Rasendecke zwei Stücke Eisen, wie von der dünnen Klinge eines zweischneidigen Schwertes oder Messers, zeigten, 4 1/2" breit und 2 1/2" lang. Wenn diese nicht sehr verwitterten Fragmente nicht in jüngern Zeiten durch Zufall oder Schatzgräberei hier abgebrochen sind, so dürften sie höchstens von einer jüngern Leichenbestattung aus slavischer Zeit herstammen.

Einige hundert Schritte von diesem Grabe liegt im Gehölze an der andern Seite des Weges ein zweites Hünengrab, in Gestalt einer Grabkammer, welches leider zerstört ist. Die Wände sind in der Tiefe mit gewaltigen Granitblöcken mit ebener Oberfläche ausgesetzt; über denselben haben gewaltige Decksteine gelegen, an deren Wegschaffung in frühern Zeiten Jahre lang gearbeitet ist; von einem dieser Decksteine liegt noch ein großes Bruchstück in der Tiefe der Grabkammer. Einen Hügel hat dies Grab nicht gehabt.

Schwerin.

G. C. F. Lisch.