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4. Glocken=Inschriften aus den Kirchen zu Schwerin.

Die Glocken der Domkirche.

Auf dem Thurme der Domkirche zu Schwerin hangen vier Glocken.

Die beiden größten sind im J. 1811 von J. G. W.Landre zu Lübeck gegossen; zu dem Erze wurden die alten Glocken genommen (hoc aeramentum perantiquum ruptum, denuo fusum A. S. O. MDCCCXI). Die muthmaßlich ältesten Glocken des Bisthums sind also untergegangen.

Die kleinste Glocke hat im Kranze die Inschrift: FVDIT. LAVRENTIVS. STRALHORN. ANNO. 1733.

Die mittlere Glocke ist allein von einiger alterhümlichen Bedeutung. Die Umschrift lautet:

Umschrift

Unter dem Worte dni steht ein Geistlicher mit unbedecktem, lockigem Haupte, in langem Gewande und Mantel, in der Linken einen Kelch, die Rechte consecrirend vor der Brust, mit einem viereckigen Täfelchen am Gürtel. Diese Figur, welche hier, ohne Heiligenschein, ganz klar dargestellt ist, führt auch der schwerinsche Bischof Werner (1458-1470) im Siegel.

Unter dem Worte mater steht ein Marienbild und unter demselben das Zeichen des Gießers: wie ein unziales H mit einem rechts davon liegenden Kreuze: H Inschriftskreuz

Die Glocken der Schelfkirche.

Auf dem Thurme der Schelfkirche zu Schwerin hangen drei Glocken, von denen zwei alt sind, obgleich die Kirche erst im Anfange des 18. Jahrhunderts erbauet ist. Wahrscheinlich stammen diese Glocken noch aus der ehemaligen St. Nicolai=Kapelle oder Kirche auf der Neustadt.

1) Die große Glocke hat weiter keine Auszeichnung, als am obern Kranze die Umschrift:

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Umschrift

(d. i.

Hilf Gott zu dem, was ich beginne 1 ), daß es ein gutes Ende gewinne)

in großer gothischer Minuskel. Wahrscheinlich stammt die Glocke also aus dem 15. Jahrhundert.

2) Die mittlere Glocke ist sehr hübsch verziert und modellirt und hat zwei Reihen Inschriften, die eine um den obern Theil, die andere um die Mitte.

Die obere Inschrift lautet:

Umschrift

Auf der Vorderseite in der Mitte der Glocke steht das halbe Bild eines Bischofs mit der Mitra, mit consecrirender rechter Hand und mit dem Stabe in der Linken. Unter demselben steht das fünfschildige herzoglich=meklenburgische Wappen 2 ).

Auf der hintern Seite der Glocke steht ein ganzes menschliches Bild in langem Gewande, mit einer Mütze auf dem Haupte, ein Schwert zur Linken, in der rechten Hand vor der Brust ein Viertheil von einem gezahnten Rade haltend; also wieder eine H. Katharine! (Vgl. oben die Kirchen zu Neukloster und Bützow, S. 147 u. 163.) Unter der Figur steht das meklenburgische Wappen noch ein Mal.

Um die Mitte der Glocke, zu den Seiten dieser Figuren, läuft, mit kleinern Bildern vermischt, eine zweite Umschrift, bestehend aus drei Namen, welche mit den eingestreueten Bildern folgendermaßen lauten:

"(Zuerst ein Bild eines Knappen, einige Zoll lang, einen Blumenstrauß mit der Rechten vor der Brust, in der Linken einen Krug haltend; dann der Name:) Marten (die Mütze des Bischofs; ein gelocktes, unbedecktes Brustbild, wie ein Frauenkopf, von der Höhe der Buchstaben:) Slone (ein Männerkopf). hinrick uan kampen (dann wieder der Knappe). hinrick (dann der Kopf des großen


1) beginnen mit dem Genitiv = etwas unternehmen.
2) In diesem Wappen sind die beiden Stierköpfe ganz gleich, vor sich schauend und ohne Nasenring; der Arm ist mit einem großen Tuche umwickelt und am Oberarm nicht bekleidet; der gräflich=schwerinsche Schild ist in der obern Hälfte schraffirt.
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Bildes im langen Gewande; dann wieder der kleine Frauenkopf) Reyneken (dann, am Ende, wieder der kleine Männerkopf)".

Es finden sich hier also drei Namen:

marten Slone.
hinrick van kampen.
hinrick Reyneken.

Von diesen kommt Heinrich von Kampen in den Renterei=Rechnungen von J. 1507-1517 als Gießer zu Gadebusch vor, wo er für die Herzoge Geschütz goß. Wahrscheinlich ist diese Glocke hiernach, und nach dem Bischofsbilde und dem fürstlich=meklenburgischen Wappen, ungefähr 1516 oder 1517 unter dem Bischofe Magnus, Herzog von Meklenburg, gegossen; sicher ist sie, wegen des fünfschildigen Wappens, nach 1480 aegossen, und, nach den Verzierungen, vor der Reformation.

3) Die kleinere Glocke hat an der Vorderseite das meklenb. Wappen mit der Umschrift:

V. G. G. CHRISTIAN. LUDEWICK. REGIERENDER. HERTZOG. ZU. MECKLENBURG.

Darüber steht:

SOLI. DEO. GLORIA.

Auf der Rückseite der Glocke steht:

O. G. MEIER. IN. ROSTOCK. ANNO. 1751.

Die Glocke hat hübsche Verzierungen. Eine Glocke von demselben Gießer und demselben Jahre ist zu Parchim; vgl. Cleemann Parch. Chronit, S. 309.

G. C. F. Lisch.