zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 169 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

4. Das Schloß und die Kirche zu Dargun,

nach Archiv=Acten und einer Localuntersuchung im August 1837, vom Herrn Archivgehülfen Glöckler zu Schwerin.

Der Flecken Dargun, in einer flachen und seit Alters waldreichen 1 ) Gegend gelegen, bildet eine einzige, lang hingedehnte Straße, an deren äußerstem Ende man das Schloß mit der ehemaligen Klosterkirche gewahrt 2 ). Besonders auf den von der rostocker Seite her aus der Waldung tretenden Reisenden macht der Anblick des Ortes, verbunden mit der Stille und Einsamkeit seiner Umgebungen, einen eigenthümlichen Eindruck.

Der Flecken besteht aus dem Schlosse mit der Kirche und den Nebengebäuden — das alte Dargun —, wohin am fischreichen Klostersee vorüber eine herrliche Kastanien=Allee führt, der Neubaute 3 ) und dem Dorfe Röcknitz, welches sich unmittelbar dem Flecken anschließt.

Das alte Dargun erlitt bald nach der Säcularisirung des Klosters (12. Februar 1552) bedeutende Veränderungen.


1) Noch im J. 1610 konnten bei voller Mast jährlich 5000 Schweine in die Forsten des Amts Dargun getrieben werden.
2) Die älteste der bisher bekannten Urkunden des Cistercienser=Mönchsklosters Dargun ist vom J. 1173, Nov. 30., in welcher der Bischof Berno von Schwerin die Bewidmung des Klosters bestätigt. Lisch, meklenb. Urkunden I, 1-5.
3) Diese entstand wesentlich im Anfange des 17. Jahrh., litt 1612 durch Brandschaden, ward aber seit 1664 bevölkerter, namentlich von Handwerkern.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 170 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Das bald darauf hier errichtete fürstliche Amt fiel durch den ruppinschen Machtspruch (1. August 1556) dem Herzoge Ulrich zu, dessen übrigen Landestheilen es sich schon geographisch anschloß. Der Herzog, ein großer Jagdliebhaber, hielt sich, namentlich seit 1560, häufig zu Dargun auf, um seinem Lieblingsvergnügen, der Jagd, obzuliegen. Schon um diese Zeit scheint der Bau eines fürstlichen Jagdhauses auf der Stelle des jetzigen Schlosses begonnen zu haben, in Folge dessen mehrere der Klostergebäude abgebrochen oder umgestaltet wurden. Der Herzog verweilte gerne und oft längere Zeit zu Dargun, um so mehr, als dieses der Residenz Güstrow ziemlich nahe gelegen war. Seit dem Jahre 1580 kommen von Dargun aus datirte Erlasse dieses Fürsten nicht selten vor. Gegen das Ende des Jahrhunderts (schon vor 1590) war das fürstliche "lange Haus" vollständig eingerichtet und einige fürstliche Dienerschaft, welche hauptsächlich während der Anwesenheit des Herzogs fungirte, hatte ihren beständigen Wohnort zu Dargun.

Im Jahre 1610 standen neben der ehemaligen Klosterkirche, außer den kleinern Gebäuden, folgende:

1) "das fürstliche lange haus, gemaurett vnd mit flomstein gedecket; in der Mitte ein thorwegk";
2) ein Gebäude, in welchem die Speise= und Silberkammer, die Küchenmeisterei und der Bierkeller;
3) die Kirche;
4) "ein Distillierhaus, durchaus gemaurett" 1 );
5) "der alte Reventer" und in dessen Nähe der Weinkeller, ebenfalls ein altes Gebäude.

Außerdem waren hier einige kleinere, namentlich Wirthschaftsgebäude, von denen mehrere, wie z. B. das Gärtnerhaus, aus der Klosterzeit stammten. Ueberhaupt kommt in einem Inventarium von 1610 "altes Mauerwerk" noch häufig vor und ein großer Theil der Ringmauern des Klosters dürfte damals noch vorhanden gewesen sein.

Ein Lustgarten war bald nach Errichtung des fürstlichen Jagdhauses angelegt worden. In diesem Garten ward auch Gemüse gebaut 2 ).


1) Dies dürfte ein noch jetzt zur Brennerei benutztes Gebäude sein, welches die Jahrzahl 1586 trägt.
2) Weil das Gemüse wegen Dürre des Bodens nicht gedieh, bat 1665 der Gärtner Antonius Unger zur Gewinnung desselben um einen Platz beim "Poggendeich".
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 171 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Auf dem Bauhofe, an der Stelle des jetzigen gleichnamigen Ortes, waren an größeren Gebäuden im Jahre 1610 vorhanden:

"das Jegerhaus von 8 Gebinden; der Mahrstall von 32 Gebinden; das Kornhaus, durchaus gemaurett, 4 Böhne hoch"; "neben dem Jegerhause ein angebewde, ist die Cantzlei genennt". Hier waren auch der "Jmmenhof" und Ställe für die "Windhunde".

Das fürstliche "lange haus" erhielt seine jetzige Gestaltung während des 17. Jahrhunderts.

Schon im Jahre 1612 ward es unter dem Baumeister Michael Falk erweitert, namentlich in den obern Theilen. 1622 ward der "lange Saal von dem Kalckschneider Daniel Ankenmann außstafiert 1 )", doch waren 1625 die oberen Theile des hintern corps de logis des jetzigen Schlosses noch im Bau begriffen. Unter Wallensteins Regierung verfielen die Schloßgebäude bei Unachtsamkeit und mangelnden Baumitteln, so wie durch feindliche Zerstörung vor und nach Wallensteins Zeit in Kurzem.

Obgleich der Herzog Johann Albrecht II. schon 1634 Geld zum Schloßbau zu Dargun anlieh, auch zu bauen begann, so waren doch 1640 die Gallerieen und ein Theil der Bedachung dem Einsturze nahe. Das Amt war durch Kriegslasten ausgesogen; während verschiedener Durchzüge war die Gefahr selbst für das landesherrliche Eigenthum so groß geworden, daß um das J. 1640 alle Mobilien des Schlosses nach Rostock geschafft werden mußten.

Erst unter dem Herzoge Gustav Adolph, der viel persönliches Interesse an Dargun nahm und öfter dort verweilte, ward der Bau wieder mit Erfolg aufgenommen. Im J. 1668 ward vieles wieder hergestellt und am neuen Stockwerk auf der Südseite gebaut, auch ein großer Theil des Schlosses von Christoph Fensterer mit Wasserfarben und mit "Gold und Silber" gemalt, wozu dieser das meiste Material und außerdem mit seinen Leuten monatlich 50 Rthlr. erhielt. Die letzten bedeutenden Bauten während dieses Jahrhunderts fanden 1687 statt, wo an den Gallerieen, in der Nähe des Tanzsaals etc. . Manches gebessert oder erneuert ward.

Seit dem vorigen Jahrhunderte hat das Schloß im Wesenlichen seine jetzige Gestalt behalten; an Reparaturen und


1) Dies ist der jetzt sogenannte Redoutensaal im untern Stock des linken Flügels. Noch jetzt sind viele Reste von kunstvollen Gipsarbeiten in Relief in demselben vorhanden.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 172 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Ausschmückungen fehlte es aber nicht, namentlich während der langen Anwesenheit der Herzogin Auguste zu Dargun.

Das jetzige Schloß besteht aus einem oblongen Viereck von 2 Stockwerken, mit einer Auffahrt in der Mitte der Vorderfronte. Obgleich man dem Ganzen den Baustyl des 17. Jahrhunderts sofort ansieht, so erinnert doch Manches an eine frühere Zeit und verleiht dem Gebäude ein eigemhümliches Interesse. Das Aeußere ist vor einiger Zeit aufgeputzt; das Innere findet sich, bis auf den sogenannten Redoutensaal im linken Flügel, ziemlich erhalten und wird von einem Theile des Beamten=Personals bewohnt. In den reservirten Zimmern finden sich schöne Wandbekleidungen von gemalter farbiger Wolle aus dem 17. Jahrhundert; einige gemalte Ledertapeten dürften von noch höherem Alter sein. Eine Reihe von dynastischen Portraits ist auf allerhöchsten Befehl in die großherzogl. Gemälde=Gallerie versetzt worden.

Die Kirche schließt sich dem Schlosse da an, wo die Hinterseite und der rechte Flügel desselben zusammenstoßen. Sie ist in einem schmucklosen gotischen Styl gebauet und stammt nur in ihren Grundmauern aus alter Zeit. Der obere Theil, Gewölbe, Thurm und Bedachung sind aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, wie eine in der Kirche neben dem Fürstenchor aufgestellte Denktafel nachweist. In den Grundmauern finden sich noch die meisten jener Blenden und Nischen, welche einst zu Altären und zur Aufstellung der Bilder der Heiligen dienten. Die oberen Theile sind in neuerer Zeit verändert worden. Im Jahre 1661 war das alte Dach sehr beschädigt und mußte 1661-1663 und 1675 reparirt werden. Auch das alte Gewölbe war 1665 zum großen Theile eingestürzt, und obgleich nach Möglichkeit hergestellt, erforderte es doch 1673 wiederholte bedeutende Reparaturen. Die Pfeiler waren 1665 ebenfalls schadhaft und mußten zum Theil erneuert werden. Im Jahre 1693 ward im ganzen Lande zum Bau dieser Kirche collectirt, jedoch mit geringem Erfolge. Auch waren 1717 wiederum viele Fenster zerstört, wie schon im J. 1673. Am Dache, so wie am Thurm mußte gebessert werden; aber 1735 war der letztere schon wieder baufällig.

Dem Innern fehlt, außer einer Reihe alter Grabsteine, aller alterthümliche Schmuck. Der Hochaltar, der Fürstenchor, die Kanzel und die Orgel sind aus neuerer Zeit. Der neue Altar, von Charles Dieussart für 250 Rthlr. geliefert, ward 1669 eingeweiht, "der alte Chor" aber 1673 abgebrochen. Auf dem Fußboden der Seitenkirche zur Linken vom Schloß=Eingange finden sich einige im Quadrat geformte Ziegel mit

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 173 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Bildern von Hirschen in einem sehr schwachen Relief 1 ). Einige Pfeiler haben an den Absätzen der Sockel mit Arabesken verzierte oblonge Ziegel, welche jedoch überkalkt sind. An Glasmalerei sind nur in 2 oder 3 Fenstern hinter und neben dem Hochaltare spärliche, obwohl vielleicht kostbare Reste erhalten.

Die Sage von einem großen unterirdischen, mit der Kirche zusammenhängenden Gange ist im Orte sehr verbreitet, der Gang selbst unbekannt. Schätze sollen in der Kirche verborgen sein und man hat vor einiger Zeit einen Pfeiler erbrochen, jedoch nur eine leere Höhlung gefunden. Beim Graben ist man in der Nähe des Schlosses und der Kirche noch in neuester Zeit bisweilen auf Reste menschlicher Körper gestoßen.

Von Zeit zu Zeit sollen Unbekannte die Kirche besucht haben. Nach den Aussagen mehrerer glaubwürdiger Zeugen, Einwohner zu Dargun, kam um die Zeit des Napoleonischen Sturzes ein englischer Gelehrter, angeblich aus London, nach Dargun, wo er die ehemalige Klosterkirche genau untersuchte und alte Manuscripte dabei benutzt haben soll. Nach seinen Bemerkungen über einige der Grabsteine scheint er indessen nicht vorzüglich unterrichtet gewesen zu sein 2 ).

Leichensteine.

Diese Steine sind fast alle aus dem 14. Jahrhunderte und bewahren das Andenken einiger Aebte und Angehörigen des Klosters, so wie mehrerer alter Geschlechter. Viele Steine sind bei den Reparaturen der Kirche in neuerer Zeit entfernt und zerstört worden; von Denkmälern der ersten und letzten Aebte des Klosters findet sich keine Spur. Die Inschriften der noch vorhandenen Steine sind meist mit einer pechartigen Masse ausgegossen, wie sie z. B. auch im Dom zu Schwerin bei Inschriften aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts beobachtet wird. Die meisten Steine liegen im Gange des hohen Chors und sind folgende:


1) Der Hirsch kommt als kirchliches Symbol auch auf Taufbecken vor, wie z. B. auf dem bei Rey in der darguner Gegend gefundenen; Jahresbericht des Vereins f. m. G. u. A. II, 80. Mit den Ziegeln in der Kapelle zu Althof - Jahrbücher des Vereins f. m. G. u. A. II, 25, 30 - sind diese darguner Steine nicht zu vergleichen; sie haben keine Glasur und eine Höhe von etwa 6 ". Nur 8-12 derselben scheinen vorhanden zu sein.
2) So hatte er behauptet, unter dem sub litt. a) beschriebenen Steine (des "Gregorius de Rostock") sei der erste Abt des Klosters bestattet; der Stein des "Andreas Vlotow" im Seitenchor soll nach ihm eine Familiengruft decken, in welcher 7 Personen beigesetzt seien etc. .
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 174 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

a) Ein etwa 9' hoher und 5' breiter Kalkstein, aus dem eine Gestalt im geistlichen Ornate, in der Linken ein Buch, in der Rechten den Hirtenstab haltend, dargestellt ist. Der Stein ist in der Mitte gerissen und liegt unmittelbar an den Stufen des Altars. Umschrift 1 ), in den gothischen Unzialen des 14. Jahrhunderts:

"anno domini M.C.C.C.LXXXI obiit dominus Marquardus Gregorius de Rostock abbas in Dargun 2 ), qui duos annos rexit. eius anima requiescat in pace."
(In der Mitte des Steins, zu Häupten der Gestalt, in Minuskel:)
"abbas XXXII 9 ."

b) Ein Stein von Art und Höhe wie der vorige, jedoch von weniger Breite, in dessen Felde zwei Aebte, mit über den Stab gefalteten Händen, unter Kirchengiebeln dargestellt sind. Der Stein ist in der Mitte gerissen, Zeichnung und Umschrift sind hin und wieder ausgetreten. Umschrift, in neugothischer Minuskel, sehr verschlungen und mit vielen Abbreviaturen:

"anno domini M.C.C.C.LXVI. quarto ydus Julii profesto sancte Margarethe [obiit Barnardus ex Drue 3 )] abbas monasterii Dargun ...... Marie .... dominus [Hermannus de Ryga] abbas ecclesie coenobii Dargun, qui dominus suam"
(In einer zweiten und dritten zu Füßen der Gestalten gewundenen Zeile:)
"animam erexit anno domini M.C.C.C.LXIX. VI. nonas Sep[tembris], qui duos annos rexit."

c) Ein Stein von der Art und Größe wie die vorigen, mehrfach gerissen und stark ausgetreten, in dessen Felde die Umrisse einer Gestalt im geistlichen Ornat, in der Rechten den Krummstab, abgebildet sind. Umschrift, in einer sehr geschnörkelten Minuskel:

"anno domini M.C.C.C.XLIX in vigilia Lucie obiit Johannes 4 ) abbas huius [monasterii]


1) Die Einklammerung bedeutet Conjuctur. Die Abbreviaturen sind aufgelöst.
2) Im J. 1379 Februar 21 kommt der Abt "Reyner" noch urkundlich vor.
3) Dieser kommt urkundlich nicht vor und ist der Name wohl unrichtig gelesen. (Note 2) und 3) nach Mittheilung des Archivars Lisch.)
4) Obgleich urkundlich schon am 16. April 1349 "Gerhardus" als Abt zu Dargun genannt wird, so dürfte hier doch recht gelesen sein, indem das "quondam" auf die Resignation des Johannes hinzudeuten scheint und die Inschrift übrigens mit der Angabe auf dem unten sub litt. f) verzeichneten Steine übereinstimmt.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 175 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

"quondam .... anima qui[escat] . . . . orate pro anima eius.
(Im Innern des Feldes zu Häupten der Gestalt:) Johannes Bilrebeke de Rozstok, qui XIII annos rexit."

d) Ein versunkener, auf der Oberfläche meist zerstörter Stein von der Masse und Form der vorhergehenden, nur etwas kolossaler, in dessen Felde die Umrisse zweier Aebte, so wie in den 4 Ecken die Symbole der Evangelisten erkennbar sind. Von der Inschrift war, augenblicklich wenigstens, nichts Wesentliches zu entziffern. Der erste Theil der Jahrzahl im Anfang derselben scheint jedoch nicht: M.C.C.C. sondern: M.C.C., auch der Name Johannes ziemlich klar zu sein 1 ).

e) Ein etwa 6½' hoher und 3½' breiter Kalkstein, auf dem eine Gestalt in mönchsartigem Gewande, mit dichtem Bart am Kinne, einer Sturmhaube oder Kappe auf dem Haupte, in der Rechten ein entblößtes Schwert, in der Linken den Rosenkranz und im Gürtel ein glockenartiges Instrument haltend, dargestellt ist. Die Zeichnung ist auffallend fehlerhaft und geschmacklos. Umschrift, in neugothischer Minuskel:

"anno domini M.C.C.C.(C.?) in die Prothi et Jac[inthi] occisus fuit frater Hartvicus advocatus in Darghun ... [ossa fidelis benign]"...
(Auf einem bandartig von einem Ellenbogen zum andern über den Rücken geschlungenen Streifen:)
"miser.. et miser... salut... amen."

f) Ein etwa 8' hoher und 4½' breiter Kalkstein, in dessen Felde ein Abt im Ornat, mit der Rechten den Stab, mit der Linken den Schooß des Gewandes fassend, abgebildet ist. Der Stein ist in der Mitte gerissen, der Styl der Zeichnung edler, als gewöhnlich. Umschrift, in den Unzialen des 14. Jahrh.:

"anno domini M.C.C.C.XXXVI. XII. kalendas Aprilis obiit dominus Johannes 2 ) abbas dictus de Rostok ........ amen. Dargun.

g) Eine kleine in die Quere gelegte Kalksteinplatte, auf der ein Steinmetz=Zeichen 3 ) befindlich ist. Umschrift in gefälligen Unzialen:


1) Während des 13. Jahrhunderts nennen die Urkunden des Klosters Dargun einen Abt Johannes von 1271-1275, und später einen zweiten Johannes von 1292-1297. Lisch mekl. Urkunden, I, 147, 197, 202.
2) Schröder im Pap. Mekl. nennt Bb. I, S. 885 einen Johann als Abt zu Dargun ad a. 1304, und ebendaselbst S.1139 ad a. 1334.
3) Ein unziales, verschlungenes TE in verlängerter Form.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 176 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

"hic est sepultus Hinricus Sasse, minister patris domini Gotschalci de Rostok 1 ), abbatis in Dargun. orate pro eo."

Im Seitenchor zur Rechten vom Eingange des Schloßhofes finden sich:

a) Ein etwa 11' hoher und 6' breiter Kalkstein, in dessen Felde ein geschlossener Helm mit reichem Pfauenwedel. Unter dem Visir ein unten zugespitzter, längsgetheilter Schild, auf dem rechts zwei Hasenköpfe, links zwei Pflanzen: Blätter oder Weinranken. Umschrift in breiten, kräftigen Unzialen:

"anno domini M.C.C.C.XX. XI. kalendas Januarii obiit dominus Hinricus Moltzan miles 2 ). Anno domini M.C.C.C. ... XI. kalendas Jvnii obiit dominus Ludolphus Moltzan 3 ) miles."

b) Dem Hochaltare etwas näher, finden sich zwei große Grabsteine, theils zerstört, theils durch Stühle verdeck. Nach dem, was von Schrift und Bildwerk augenblicklich sichtbar ist, sind sie aus dem 15. Jahrh. und schließen die Gruft von Kriegern aus edlen Geschlechtern.

Im Seitenchor zur Linken:

a) Ein etwa 10' hoher und 5' breiter Kalkstein, etwas versunken und am Rande hin und wieder zerbröckelt. In dessen Felde ein unten zugespitzter Wappenschild mit 4 Ringen oder Kugeln. Umschrift in gothischen Unzialen:

"anno domini M.C.C.C.LX. VII. ka.... obiit dominus Andreas Vlotow 4 ), miles. Anno domini M.C.C.C.LXV feria III ante Laurentium obiit Anna Meuis. Orate pro eis. Anime eorum requiescant in pace."

b) Ein schmaler, nur zur Hälfte erhaltener Kalkstein. Von der Umschrift in neugothischer Minuskel ist zu entziffern:

"Johannes Rodolphi, miles in Demyn 5 )."


1) Urkundlich ist dieser Abt bisher nicht nachzuweisen. Mittheilung des Archivars Lisch.
2) Die ungedruckten Urkunden des Klosters Dargun nennen die Gebrüder Heinrich und Bernhard Molzan wiederholt im J. 1318, wo sie die dem Kloster verursachten Schäden vergüten und beim Begräbnisse ihres Oheims Vicko Molzan im Kloster demselben 200 slav. Mark legiren.
3) In den ungedruckten Urkunden des Klosters Dargun kommt "Ludolph von Molsan" im J. 1276 vor, wo er Grenzstreitigkeiten mit dem Kloster gehabt hatte.
4) Nach Schröders Pap. Mekl. I, S. 1097, entstand 1330 zwischen dem Abte zu Dargun und den von Flotow ein Streit wegen der Fischerei auf der Peene und wegen der Dörfer Zeddemin und Dempzin.
5) Die bisherigen Bemerkungen über die Grabsteine sind um so mehr mangelhaft, als nur eine kurze Zeit auf die Untersuchung derselben verwandt werden konnte.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 177 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Nicht ohne Interesse ist die Inschrift einer Denktafel aus dem 15. Jahrhundert. Sie hängt neben dem Fürstenchor, ist aus Eichenholz und etwa 4½' hoch und gegen 7' breit. Die Inschrift, in neugothischer Minuskel, füllt 6 Spalten und scheint aus dem Jahre 1479 herzurühren, bei welchem es in der Inschrift heißt: "an disseme brede". Bei der Restauration der jetzt mit weißer Farbe aufgetragenen Inschrift haben sich, wie es scheint, einige Verunstaltungen eingeschlichen, die Interpunktion, die Eigennamen und die Versetzung oder Auslassung einzelner Buchstaben in Beiwörtern betreffend. In der nachfolgenden Abschrift sind: tho und vnd gleichmäßig beibehalten, die Eigennamen durchweg groß geschrieben und die sinngemäßen Interpunktionen beobachtet.

Diese Inschrift ist, so viel bekannt, bisher nicht gedruckt; der Eingang ward im Freim. Abendblatt, Jahrg. 1826, S. 409, in einer Correspondenz=Nachricht, jedoch nicht genau, mitgetheilt.

Die Inschrift erzählt eine Reihe von Schenkungen an das Kloster Dargun, mittelst derer vorzüglich mehrere Bauten an der Kirche beschafft worden sind. Zwei Aebte des Klosters werden in derselben genannt; viele meklenburgische Vasallen, namentlich Lütke Hahn zu Basedow, erscheinen als Wohlthäter des Klosters.

Die Inschrift lautet:

"Wi Johann Depzow abbet vnd gance conuent tho Dargun bekennen vor vns vnd vnse nakomlinge, dat in den iaren vnses heren M.CCCC. dar na in dem LXIIII iare, do was anbeginner der buwethe vnse kerke tho Dargun vnse gnedige here Herthoge Hinrick van Meklenborg, grave to Swerin, forste tho Wenden mit sinen leven sons vnsen gnedigen heren Herthog Albrecht, Herthog Johann, Herthog Magnus, Herthog Balzer, vmme erer selen salicheit willen vnd erer olderen vnd alle ere slechte, so se hir na by namen genomet werden, ein islik by sick, wo vele dat he dar tho keret hefft in gades ere. Tho dem ersten hefft her Ludeke Hane, wanhafftich tho Basedow, veer marck vnd L sundesch vnd XII gulden, de denne vordert hefft geuorden, dat vnse kerke rede worden is vnd sodane gelt uorlonet hefft Also de guden menne, hir na benomet, dar

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 178 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

tho gegeuen hebben: de duchtige man Ludeke Moltzan tho dem Grubenhagen IV mr. vnd L sundesche vnd XII guldem tho enem knope; Henneke van der Osten tho Kastorpe XL mr. Hinrick Hane tho Kuchehnisse IIII mr. vnd L sundesche vnd XII gulden; Otte vnd Clawes, veddern geheten de Moltken, wanhafftich tho dem Stritfelde, L sund. mr. Ratke Kerckdorp tho Nikür LVI mr. sundesche; Vicke Moltzan enen gulden tho enem knope; Clawes en Oldenborch tho Gremmelin IIII vnd LXX sund. mr.; her Vincentz van dem Kalden C. vnd XXX mr. Ghertich Kalff van Malchin XX mr. sund.; Günther Leuetzow tho Schorrentin L mr. sund.; Matthias Grabow tho Wusten XV sund. mr. Gunter Leuetzow tho Merkow L. sund. mr. her Jurgen Grabow tho Gamelow XXX sund. mr. Clawes Holste wanhafftich tho Wickenwerder XXX sund. mr. Clawes Bardenfleth tho dem Zarnde XXX sund. mr. Reimer Plesse tho Zulow XXX sund. mr. Hans van Restorp tho Boltze XXX sund. mr. her Nicolaz Breide, kerckhere tho Malchin, XXX mr. her Helmich Vlotow, prawest tho Dobbertin, XXX sund. mr. her Diderick Sukow prawest tho der Verchen, X sund. mr. Wedige Bugenhagen tho der Neringe XV sund. mr. Hennink Breide XV mr. sund. Achim vnde Drewes de Vlotowen geheten, wanhafftich tho dem Sture, je welckes XXII sund. mr. Hinrick Smeker tho dem Wüstenfelde XV sund. mr. Berndt van Lesten X mr. sund. Johann van Lesten X mr. alle wanhafftich tho Gottin. Vicke Bere tho Nuttzerow XV sund. mr. Hermen Kerckdorp tho Wobbekendorf X gulden. Hinrik Schonefelt tho Subbetzin X gulden. Hermen Hagenow, wanhafftich tho Parchim, X gulden. Achim van Losten tho Gottin X sund. mr. her Peter Warenstorp, prawest tho Malchow, X mr. Hermen Hagenow tho Parchim X guld. Hans van Restorp X gld. Eggerdt Stall X Lübsche mr. Gunther van Retstorp ratman tho Malchin, XX Lubsche mr. Joachim van Prenses husfrouwe van Wedendorp X Lub-

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 179 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

sche mr. Titke Lowtzow tho Leuetzow X sund. mr. VIrick van Losten tho Gottin X sund. mr. Hinrik Hane van Arnsberghe XLüb. mr. Hans van Adrum tho Zirstorp V sund. mr. Achim vam. Hagen tho Bukow X sund. mr. Johann Smeker tho Gültzow X sund. mr. - In den jaren vnses heren veertein hundert dar na in dem negen vnd souenthigesten iare in deme daghe Aexius des hilghen bichtegers hefft de strenghe ridder vnde wolduchtige man her Ludeke Hane, wanhafftich tho Basedow, ein woldeder des gadeshuses, also hefft he rekenschon gedan dem erwerdigen heren heren Johan Becker abbet vnd synem gantzen conuent tho Dargun van sodane gifft, de de guden manne, an disseme brede benomet, vmme salicheyt willen erer selen hulpe vnd hantrekinge gedan, des de szumme was sostein hundert mark acht vnd achtentich mr., welcker gelt merkliken kamen vnde kerdt ys in nutticheyt des gadeshuses, nomelliken tho den glasevinstern, tho dem welffte, tho dem gheuele tho kloster-wardt tho deckende, tho der liberye, tho deme slaphuse, tho dem torne midt handuathe, dat vorgan wasz. Bauen disse rekenscop hefft vns her Ludeke Hane in redem gelde vorantwerdet sostich sund. mr. ock tho kerende in behoff des gadeshussz, vor welker hulpe vnde woldadt desse conuent vnd herrn godt den hern vor ere sele vnd slechte flitigen bidden willen. All dit geldt vorbenomet is gekamen tho der kerken tho deckende, tho den glasevinstern vnd tho dem welffte. Alle desse jennen de hir vorbenomet sin, de ere allmissen hebben gegeuen tho der buwethe tho hulpe vnd ock de noch hir namals tho geuende werden, de werden began alle weken midt vilgen vnd mit selemissen mit vns tho Dargun in der kerken vnde werden delhafftich aller guden werke, de mit vns sihen in allen tiden. Vurder vordenen se sodane aflat, alse dar de orden mede begifftiget is van vnsen geistliken

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 180 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

vederen den pawesen, des doch gantz vele is vnd mit enem ringhen mach vordenen dat ewige rike, dar vns godt alle tho helpe. amen".