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b. Weltliches.

Thönernes Henkelgefäß von Rehna,

Geschenk des Herrn Apothekers Schultze zu Rehna. Das Gefäß ist vor einigen Jahren im rehnaer Moore, zwischen zwei unbedeutenden Hügeln, 8 Fuß tief, von Torfstechern gefunden; dieses Moor stand früher ganz unter sumpfigem Wasser und erst vor etwa 20 Jahren ward durch Ablassen des Wassers guter Moorgrund gewonnen. Das Gefäß ist, selbst den Boden nicht ausgenommen, im Haupttheile fast ganz kugelig und geht nach oben, sich verengend, in einen Hals aus, an dem ein großer Henkel sitzt. Das Ganze ist 11" hoch, der untere Haupttheil ist 7" hoch und 9" im Durchmesser des Bauches; der Hals ist 4" hoch und ungefähr 5" im Durchmesser; der über 1" breite Henkel ist ebenfalls 4" hoch. Aus dem Boden sind drei kleine Knötchen, wie Füße, herausgedrückt, um das Gefäß vor dem umfallen zu schützen; der Hals ist mit horizontalen, concentrischen Kreisen verziert, welche offenbar auf der Töpferscheibe eingeschnitten sind. Leider fehlt die vordere Seite des Halses; im Bauche ist ein kleines Loch eingestoßen und der noch vorhandene Henkel ist abgebrochen. Die Masse des Gefäßes ist bläulich=grauer, feiner, glimmeriger Thon, aus reiner Masse, ohne sichtbare Beimischung von Kiessand oder Glimmer, sehr fest gebrannt, wie das sogenannte Steingut, so daß das Gefäß hell klingt; im Aeußern ist das Gefäß schwarz, im Innern bläulich=grau. — Offenbar ist dieses Gefäß kein Grabgefäß, sondern eine Wasserkanne oder dgl.

Nach der interessanten Abhandlung von Wiggert über den Unterschied zwischen den irdenen Gefäßen des heidnischen Deutschlands und des christlichen Mittelalters in den Neuen

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Mitth. des thür.=sächs. Vereins I. 2, S. 101 flgd. ist dieses Gefäß offenbar ein mittelalterliches und ist allen, dort aufgeführten Gefäßen völlig gleich. Diese Art von Gefäßen wird entweder, wie das unsrige, in einzelnen oder mehrern Exemplaren in der Erde, oder in zahlreichen Scherben auf Dorfstätten, auf welchen, vorzüglich im 13. Jahrhundert, Dörfer untergegangen sind, oder auch in Mauern von Kirchen und Klöstern eingemauert, zwischen Grundmauern alter Burgen und in verschütteten alten Kellern angetroffen. Zu dieser Gattung von Gefäßen gehören denn auch die berühmten, zu Stendal gefundenen Gefäße, welche von H. v. Minutoli in einer eigenen Schrift (Berlin, 1827) beschrieben sind. Allem Anscheine nach stammen diese Krüge meistentheils aus dem 13. Jahrhundert.

Merkwürdig wird uns dieses Gefäß durch Vergleichung mit den

Urnenscherben von Prillwitz

(vgl. Jahrb. II, S. 76 und oben III, S. 82).

Alle zu Prillwitz zahlreich gefundenen Topfscherben sind nämlich dem rehnaer Gefäße sehr ähnlich in der festen Masse, der blau=grauen Farbe, dem hellen Klange, der Bearbeitung auf der Töpferscheibe, u. s. w. Nur haben die prillwitzer Scherben noch eingegrabene Verzierungen, aus einzelnen kleinen Strichen und Punkten bestehend, und kommen dadurch den Graburnen in etwas nahe. Sie werden daher erst nach vielfacher Vergleichung ihre Bestimmung finden können.