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Hünengrab von Lübow
(bei Wismar).

Auf dem Pfarracker zu Lübow befand sich ein mit großen Steinen umstelltes Hünengrab. Bei Wegräumung derselben

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war der Herr Pastor Albrand mit mehrern Freunden gegenwärtig und fand in dem Grabe folgende Gegenstände, welche er, mit einem Fundberichte, an den Verein eingesandt hat.

Die ganze Bestattungsweise der in diesem Grabe beigesetzten Leiche zeigt die überraschendste Uebereinstimmung mit den Umständen der Aufgrabung des Hünengrabes von Prieschendorf (vgl. Jahresber. II. S. 25, flgd.).

Den Mittelpunct der Stelle, an welcher die Ueberreste der Leiche beigesetzt waren, bildeten viele rundliche, platte, gespaltene, feinkörnige Sandsteine von rother Farbe. Diese erschienen in Kreuzform gelegt; bei ihnen lagen viele Scherben von Urnen. Diese gespaltenen rothen Sandsteine bildeten ohne Zweifel die Unterlagen und Deckel der Urnen; die Legung der Steine in Kreuzform ist nur dadurch entstanden, daß fünf Urnen beigesetzt wurden, von denen eine in der Mitte gestanden hatte, die andern vier umhergestellt gewesen waren; die Urnen waren zerdrückt, die Decksteine derselben auf die Unterlagen, die Urnentrümmer seitwärts gefallen und so die Kreuzform in der Legung der Steine entstanden. Bei Zusammenstellung der Urnenscherben fand es sich nun, daß die Bestattungsstelle wirklich fünf Urnen geborgen hatte. Die Urnenscherben sind dick, von grober Masse, mit Kiessand und Feldspathgrus und Glimmer durchknetet und zum größern Theile mit Verzierungen bedeckt, durch welche diese lübower Urnen einigen prieschendorfern ganz gleich sind; alle Urnen haben Zeichen von Erhärtung durch Feuer. Alle Verzierungen sind mit groben Instrumenten eingegraben und einfach, aber kräftig und edel.

1) Die größere Urne ist ein rundliches, großes Gefäß von gelbbräunlicher Farbe und fester Masse gewesen, verziert mit eingegrabenen kleinen, perpendikulären Linien, welche in Gruppen von Dreieckform zusammenstehen, und ist in Scherben und Verzierungen ganz der prieschendorfer Urne a. a. O. S. 30, Nr. 5, gleich.

2) Ein anderes Gefäß ist weit geöffnet gewesen; ein ziemlich großes Stück vom Rande ist ganz senkrecht und deutet auf die Becherform des Gefäßes. Oben um den Rand läuft eine Reihe eingegrabener Verzierungen aus drei kräftigen Zickzacklinien über einander. Diese setzen sich in einzelnen Gruppen, wie Streifen, nach unten hinfort, so daß einzelne senkrechte Verzierungen, wie drei aufgerichtete Baumzweige, auf den Außenwänden der Urne zu stehen scheinen. Der obere Rand ist mit Querstrichen gekerbt. Die Innenwand der Urne ist glatt und schwärzlich.

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3) Ein drittes Gefäß ist ebenfalls weit geöffnet gewesen, ebenfalls mit fast senkrechtem Rande, aber mehr kugelförmig ausgebaucht. Der Rand ist oben mit einer kräftigen Zickzacklinie verziert; dann folgt in geringer Entfernung eine horizontale Linie, auf welcher nach unten hin eine zweite Zickzacklinie steht. Der Bauch der Urne ist mit höheren, zusammengesetzten, parallelen Zickzacklinien verziert gewesen. Der obere Rand läuft scharf aus. Die Masse ist mit goldfarbigem Glimmer durchknetet und die Innenwand der Urne ist röthlich gelb, die Außenwand schwärzlich geflammt.

4) Ein viertes Gefäß ist aus grober Masse, mit grobem Feldspath durchknetet, in dicken Scherben, von röthlich=gelber Farbe, ohne Verzierungen. Der senkrechte Rand ist mit Querstrichen gekerbt.

5) Ein fünftes Gefäß ist dem vierten ähnlich, nur von etwas feinerer Masse, mit goldfarbigem Glimmer durchknetet. Der Rand ist etwas ausgebogen.

Daneben, in den Winkeln der kreuzweise gelegten Sandsteine, fand sich eine große Masse von Asche und Knochen. Die größern eingesandten Knochenreste sind angebrannte Thier= (Pferde=) Knochen. Dabei lagen Reste eines Pferdeschädels, welche, wie zu Prieschendorf, keine Spur vom Brande zeigten; diese Reste bestehen, nach der Bestimmung des Herrn Professors Steinhof zu Schwerin: aus dem mittlern und untern Theile der linken Kinnlade eines Pferdekopfes (der sogenannten ganache), mehrern Zähnen und einem Halsgelenkknochen: alles ohne alle Brandspuren.— Die Knochen deuten auch hier auf ein kleines, nicht junges Pferd.

In der Asche lagen zwei gewöhnliche Keile von hellgrauem Feuerstein, 7½" und 6½" lang, an zwei Seiten geschliffen, an der Schneide scharf abgeschliffen, an vielen Stellen ausgesprungen.

Außerdem fand sich, sei es durch Zufall, oder aus Vorbedacht hineingelegt, ein Stück strahligen Schwefelkieses.

b. Einzeln aufgefundene Alterthümer.