zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 25 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

B. Sammlung von Bildwerken.

I. Grabalterthümer, Geräth, Waffen u. dgl.

1. aus vorchristlicher Zeit:

A. Aus der Zeit der Hünengräber.

a. Gesammelter Inhalt einzelner Gräber:

Hünengrab bei Prieschendorf.

Der Herr Justizrath Päpcke auf Lütgenhof, Mitglied des Vereins, machte im März d. J. dem Ausschusse die gefällige Anzeige, daß auf seinem zweiten, nicht weit von Lütgenhof gelegenen Hauptgute Prieschendorf (bei Dassow, im nordwestlichsten Theile Meklenburg=Schwerins) eine alte Grabstelle sich befinde, und bot dieselbe dem Vereine zur Aufgrabung an. Nach getroffener näherer Vereinbarung mit dem Herrn Justizrath Päpcke ward vom Ausschusse der Herr Rector Masch zu Schönberg mit der Leitung dieser Aufgrabung beauftragt. Derselbe nahm den Auftrag bereitwillig an, und machte sich, mit der von der Deputation für Aufgrabungen entworfenen Instruction versehen, am 6ten Mai an das Werk. Ihm ward bei diesem Geschäfte die wohlwollendste Unterstützung von Seiten des Herrn Justizraths Päpcke zu Theil, welcher, wiewohl selber zu der Zeit von Hause abwesend, doch alle nöthigen Vorkehrungen und Anordnungen mit der größten Liberalität und Umsicht getroffen, und, ungerechnet die gastliche Aufnahme des Herrn Rectors Masch, auch Arbeiter, Werkzeuge und ein Gespann Pferde unentgeldlich zur Disposition desselben gestellt hatte, wofür der Ausschuß zum lebhaftesten, hiemit öffentlich ausgesprochenen Danke sich verpflichtet fühlt. Zugegen waren bei der Aufgrabung Herr Rettich von Rosenhagen und Herr Actuarius Päpcke von Lütgenhof, Mitglieder des Vereins. Folgendes ist der vom Herrn Rector Masch eingesandte, vom Herrn Archivar Lisch aus späteren Mittheilungen, sowie durch ausführliche Beschreibungen der gefundenen Alterthümer vervollständigte und mit Bemerkungen versehene Bericht über diese Aufgrabung.

Das Grab lag nordöstlich von dem Dorfe Prieschendorf auf der Höhe eines mäßigen Erdrückens und kündigte sich beim erstem Anblick als zu der Classe der Urgräber oder Hünengräber gehörend an. Die Gestalt des Grabes war die eines langen Rechtecks, etwas elliptisch; es hatte in seiner Hauptrichtung von Osten nach Westen 30 Fuß Länge, in seiner

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 26 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Breite von Norden nach Süden 18 Fuß Ausdehnung. Rings umher war es mit 15 mächtigen unbearbeiteten Granitblöcken eingefaßt, welche in Zwischenräumen von 4 bis 7 Fuß aufgestellt waren und nur mit den Spitzen aus der Erde hervorragten. Der innerhalb dieses Steinringes umgekehrt muldenförmig aufgeworfene Grabhügel erhob sich etwa 5 Fuß hoch über den Urboden und bestand aus Lehm, wie der Acker umher. Von einem zweiten Steinkranze, 1 ) der das Grab früher in einer Weite von etwa 25 bis 30 Fuß, von dem Mittelpuncte des Grabes aus gerechnet, umgeben hatte, fanden sich nur noch einzelne Steine vor; vor einigen Jahren waren einige weggeräumt worden, welche aus zwei gegen einander aufgerichteten Steinen bestanden hatten und bis zur Spitze mit Erde bedeckt gewesen waren; die jetzt noch stehenden 5 Steine, unter und bei denen nichts gefunden ward, boten diese Erscheinung nicht. Ungefähr in der Mitte des Grabes 2 ) stand im Hügel eine große Steinkiste, welche jedoch keine Decksteine hatte.

Das Grab ward von Osten gegen Westen abgetragen.

Am äußersten Östlichsten Ende fand sich, in einer Tiefe von etwa 4 Fuß, innerhalb des Steinringes, eine Schicht von Kohlen, anscheinend von Tannenholz, und mit Kohlenstaub gemischte Erde. In dieser Kohlenschicht lagen Urnentrümmer von gewiß zwei, wenn nicht drei Urnen. Von einer Urne sind viele Reste vorhanden; sie war braun und rund gebaucht und die Masse sehr stark mit weißen Feldspathkörnchen und goldfarbigen Glimmerblättchen vermengt. Sie war am obern Theile mit eingegrabenen Verzierungen versehen: oben mit einem mehrfachen Kranze von kleinen Halbkreisen (wie geschuppt), von denen lange Perpendikulärstriche hinabgehen, deren jede aus mehrern unterbrochenen Strichen besteht; nach einem leeren Raume von der Dicke eines Fingers läuft eine Reihe von kleinen perpendikulären Strichen umher. Auch einen kleinen Henkel hatte diese Urne. Außerdem fanden sich noch theils Bruchstücke von einer dünnen, mit dunklen Glimmerfünkchen versehenen Urne, theils dicke, ziegelrothe, mit groben fleischfarbenen Feldspathkörnern durchknetete Urnenscherben. - Neben den Urnen=


1) Auch im Schleswigschen fand sich ein Hünengrab mit einem doppelten Steinkranze. Vgl. Erster Bericht der Königl. Schlesw.=Holst.=Lauenb. Gesellsch., 1836, S. 11.
2) Dieses Grab scheint mit dem großen Grabe von Katelbogen, im Friderico-Francisceum Tab. XXXVI. abgebildet, Aehnlichkeit gehabt zu haben, wegen der in die Mitte gesetzten Steinkiste und des zweiten Steinringes; sonst stehen die Steinkisten gewöhnlich im Ostende.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 27 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

trümmern lagen vier rothe Sandsteine; sie sind unregelmäßig im Umfange, drei ungefähr 6 bis 8 Zoll breit, der vierte kleiner; sie sind dünne, flach, platt und offenbar gespalten, um so mehr, da der Sandstein in einigen einzelnen Steinen noch geschichtet ist. Man könnte auf den Gedanken gerathen, daß diese Steine jene rothen Sandstein=Schleifsteine seien, welche in den altern Gräbern öfter gefunden sind; aber diese sind immer sehr feinkörnig und marmorartig, unsere Steine sind dagegen grobkörnig und zeigen keine Spur von einem Gebrauche: wahrscheinlich dienten sie zu Unterlagen und Deckeln der Urnen. - Dagegen fand sich neben ihnen ein kleiner, viereckiger Schleifstein von dichtem, feinem, dunkelschwarzem Thonschiefer, welcher den Goldstrich annimmt, 2 1/4" lang, 1 1/8" breit und 3/8" dick; die schmalen Seiten des regelmäßigen Randes in der Dicke sind offenbar zum Schleifen gebraucht.- Auf dieser Urnenstelle lagen auch zwei Messer oder Späne aus grauem, durchscheinendem Feuerstein, wie Frid.-Franc. Tab. XXVII. Fig. 5: das eine 4" lang und an allen Rändern abgestumpft, ausgebrochen und viel gebraucht, das andere an den Rändern scharf, jedoch zerbrochen und nur ungefähr zur Hälfte vorhanden, 2 1/2" lang. - Endlich fand sich noch an der Oberfläche verwitterter Bernsteinschmuck: eine kugelförmige Perle von ungefähr 1/2" im Durchmesser, an welcher an einem Ende ein kleiner, jetzt abgebrochener, aus dem Stück geschnittener Henkel gesessen hatte, und zwei herzförmig geschnittene, durchbohrte, jetzt zerbrochene Bernsteinstücke.

Von Osten gegen Westen weiterschreitend stand ungefähr in der Mitte des Grabes die Steinkiste.

Jenseit der Steinkiste in dem westlichen Theile des Grabes, ungefähr in der Mitte des Ganzen, fand sich eine zweite, größere Begräbnißstelle. Dieser Theil des Grabes war auch besonders eingehegt. Die Ringpfeiler waren von der Steinkiste an bis zum westlichen Ende des Grabes mit der flachern Seite nach innen aufgerichtet und die Lücken zwischen denselben waren, in einiger Entfernung nach innen, durch kleinere flache Steine verdeckt, so daß die eigentliche Begräbnißstätte im Innern noch besonders eingefaßt war. Diese Mauer umfaßte den ganzen westlichen Theil des Grabes. An der Nähe dieser Mauer erschien der Boden mehr mit Sand gemischt, als in dem übrigen Raume des Grabes; jedoch fand sich in diesem sandigen Raume nichts weiter. Innerhalb der innern Ringmauer, in der Mitte des westlichen Theils des Grabes, nahe westlich an der Steinkiste, war eine Brandstelle; diese war mit kleinen, ziemlich dicht gefügten Feuersteinen ge=

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 28 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

pflastert, welche durch den Brand weiß und halb verglaset sind. 1 ) Dieses Feuersteinpflaster war ganz mit Kohlen aus Tannenholz bedeckt.

Durch das Pflaster von Feuersteinen zeichneten sich die Stellen aus, wo die größere Masse der Urnenscherben gefunden wurde; diese, so wie der übrige Inhalt des Grabes, lagen westlich neben der Brandstätte, in der Mitte des westlichen Theils des Grabes. Eine ganze Urne kam nicht zum Vorschein; auch lagen nicht an denselben Stellen so viele Scherben, daß man fürchten könnte, eine Urne sei erst beim Aufgraben zertrümmert worden. Flache Steine lagen freilich in der Nähe der Scherben, jedoch nicht so, daß man sie mit Bestimmtheit als Deckel oder Unterlagen der Urnen angeben dürfte.

Die Scherben lagen ungefähr an drei Stellen nicht weit von einander. Wie sich aus der Farbe und den Verzierungen sogleich erkennen ließ, daß sie verschiedenen Urnen angehörten, so ergab auch eine sorgfältige Scheidung und Zusammenstellung der Fragmente, daß mit völliger Sicherheit sieben verschiedene thönerne Gefäße in dem Grabe vorhanden gewesen seien, wie sie im Folgenden so genau als möglich beschrieben sind.

Diese Aufgrabung bestätigt wieder die Seltenheit unversehrter Urnen in Hünengräbern; dennoch möchten sich die Formen der meisten Gefäße aus diesem Grabe durch Zeichnung herstellen lassen. - Außerdem sind diese Scherben von großer Wichtigkeit, indem man von ihnen mit Sicherheit weiß, daß sie aus einem Hünengrabe stammen, und man dieselben in der Folge zur Vergleichung von Urnen aus andern Arten von Gräbern wird gebrauchen können. Das vorzüglichste Resultat ist, daß die Verzierungen 2 ) vielleicht vorzüglich die Unterscheidung der Urnen aus den verschiedenen Arten der Gräber geben, wenn die äußere Form des Grabes gesichert ist, indem die Masse der gewöhnlichen Urnen aus verschiedenen Gräbern nicht viel von einander abweicht, wenn sich auch nicht leugnen läßt, daß die Masse der Urnen aus den Hünengräbern roher und dicker ist, als aus andern Gräbern, und sich jene, durchgehends schwarze Masse gewisser Urnen in den Kegel=


1) Eine Pflasterung der Brandstelle mit Feuersteinen, welche halb glasirt sind, kommt auch in den Hünengräbern im Holsteinschen vor. Vgl. Erster Bericht der königl. schlesw.=holst.=lauenb. Gesellsch. 1836, S. 25 und 28.
2) Die Verzierungen der Urnen aus dem Prieschendorfer Grabe werden künftig wohl einmal zur Abbildung kommen.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 29 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

gräbern wohl nie in den Urnen der Hünengräber findet. - Ein anderes Resultat dieser Aufgrabung, in Vergleich mit Aufdeckungen anderer Gräber, ist das, daß die Glimmerblättchen in den Urnen kein unterscheidendes Merkmal der Urnen überhaupt sind, wenn nicht andere Umstände, z. B. jene feine schwarze Masse einiger Urnen in den Kegelgräbern und gewisse Verzierungen, hinzukommen, da sich glimmerhaltige Urnen jetzt in allen Arten von Gräbern gefunden haben.

Es folgt hier die Beschreibung der Urnen nach den Fragmenten.

1) Eine große Urne von einer grobkörnigen Masse und brauner Farbe. Der Boden hat 3 3/4" im Durchmesser; die Fragmente haben eine Dicke von ungefähr 3/8". Vom Boden her baucht sich das Gefäß aus. Es mag eine Bauchweite von ungefähr 8 bis 10" und eine Höhe von 10 bis 12" gehabt haben. Die Masse ist hin und wieder mit stahlfarbigen Glimmerblättchen vermischt.

Hiernach, nach der Farbe und der Masse, so wie nach den Schwingungen der Urne, gehört zu dem vorhandenen Untertheile mit vielen Stücken des Bauches eine Reihe verzierter Fragmente. Um den obern Theil des Bauches läuft eine ziemlich regelmäßig eingegrabene Verzierung: eine dreifache Reihe von perpendikulären Strichen von 1/4" Höhe; von der Mitte eines jeden Strichs geht nach der rechten Seite im spitzen Winkel nach unten hin ein kleiner, dünner Strich. Ohne Jagd auf Seltenheiten machen zu wollen, ergiebt sich von selbst, daß dies Zeichen einem runischen N gleicht. Die einzelnen Charaktere stehen ungefähr 3/8" auseinander. - Nach einem Fragmente hatte auch der etwas eingezogene Hals eingegrabene Verzierungen, wie herabgehende, zusammenhangende Spitzen. - Der Rand lief scharf aus und war etwas ausgebogen; nach einem Fragmente maß die Oeffnung der Urne 6".

2) Nach vielen Fragmenten stand daneben noch eine große Urne, ungefähr gleicher Größe, Masse und Farbe; die Masse ist jedoch stark mit goldfarbigen Glimmerblättchen gemengt. Der Rand läuft ganz perpendikulär aus. Um den Bauch lief eine Verzierung, welche zur Hälfte nach oben hin aus drei horizontalen, concentrischen Kreisen besteht, von deren unterm nach unten hin Querstriche von der Rechten zur Linken laufen; dann folgt nach unten hin ein leerer Ring, von ungefähr 1", worauf sich die Verzierung wiederholt, jedoch so, daß die Querstriche auf dem obern Kreise stehen und nach oben hin von der Linken nach der Rechten gehen.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 30 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

3) Etwas davon entfernt stand ein weites, allenthalben ausgerundetes Gefäß von ziemlich feiner, glatter Ziegelmasse und röthlich gelber Farbe, ohne alle Verzierungen, allem Anscheine nach eine Schale, ungefähr wie die im Friderico-Francisceum Tab. XXXV, Fig. 14, von ungefähr 8" Oeffnung, mit senkrecht auslaufendem Rande.

4) Daneben stand ein Gefäß aus feinem Thon, rothgelb von Farbe, in kugelförmigen Schwingungen, mit einem 1/2" hohen, nach außen gebogenen Rande, ohne Verzierungen, sehr glatt im Aeußern.

5) Nicht weit davon stand ein Gefäß von grobkörniger, sehr dichter Masse und gelbbräunlicher Farbe. Alle Fragmente sind dicht mit eingegrabenen Verzierungen versehen. Diese Verzierungen bestehen aus dicht gedrängten, kurzen und dicken perpendikulären Linien in einzelnen Gruppen, auch um und über Halbkreise gruppirt. Der Boden hatte ungefähr 6" im Durchmesser, nicht viel mehr der Rand; das Gefäß scheint eine weit geöffnete Schale mit fast horizontalen Wänden gewesen zu sein. Die Verzierungen befinden sich auf der Außenwand schon unmittelbar am Boden und finden sich auch nicht nur auf dem obersten Rande des Gefäßes als Querlinien, sondern scheinen sogar unter den Boden hinzulaufen. Ein sehr kurzer, jedoch breiter und starker Henkel scheint zu diesem Gefäße zu gehören.

Außerdem standen in der Nähe dieser Urnen noch zwei kleinere Gefäße:

6) Ein kleines Grabgefäß, aus grobem Thon, hin und wieder mit Kiessand gemengt, in den Wänden matt ziegelroth, wie die Farbe alter Ziegel; nach dem Rande hin wird die Farbe gelblich. Der Boden hat 2 1/2" im Durchmesser. Das Gefäß baucht gar nicht aus, sondern geht, sich ein wenig nach oben erweiternd, in den Wänden grade in die Höhe, ungefähr in der Gestalt eines gewöhnlichen Blumentopfes oder Wasserglases (Becherform). Es mag ungefähr 3" Weite und 4 bis 5" Höhe gehabt haben.

Ein Fragment von einem Rande ohne Umbiegung, auf welchem außerhalb über einander drei Reihen hübscher Verzierungen von herabgehenden Spitzen sorgfältig eingegraben sind, wie sie auf dem Halse der Urne No. 1 stehen, scheint zu diesem Gefäße zu gehören. Auch der obere Rand ist mit Querlinien verziert.

7) Ein kleines Gefäß von einer sehr steinichten Masse, welche aussieht, als wäre sie aus zerstampftem Granit, in welchem fleischfarbiger Feldspath vorherrschend war, ist mit

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 31 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

einem dünnen und glatten braunen Ueberzuge von Thon von innen und außen bedeckt. Der Boden hat 2 3/4" im Durchmesser. Ueber demselben biegt sich das Gefäß sogleich aus, welches ungefähr 4 bis 5" Höhe und ungefähr 4" Bauchweite gehabt haben mag. Der Rand ist nicht ausgebogen, sondern läuft senkrecht und dünne aus.

An der Stelle, wo die Urnen standen, wurden auch viele andere Geräthschaften des Grabes gefunden; diese bestanden ohne Ausnahme aus Feuerstein: von Metall war keine Spur. Es ward gefunden:

1) ein an den beiden breiten Seiten geschliffener Keil aus dunkelgrauem Feuerstein, wie Frid. Franc. Tab. XXVI, Fig. 2., gegen 5 1/2" lang, mit vielen ausgesprungenen Stellen;

2) ein gleicher, nur etwas dünnerer Keil;

3) die obere, 4" lange Hälfte eines an allen vier Seiten gleich breiten, überall geschliffenen Keils aus weißgrauem Feuerstein: der Bruch ist alt;

4) ein an allen vier Seiten geschliffener Schmalmeißel aus dunkelgrauem Feuerstein, wie Frid. Franc. Tab. XXVII, Fig. 1, mit abgebrochener Spitze, 7" lang;

5) ein im Groben zugehauenes Stück von dunkelgrauem Feuerstein, 2" lang, und

6) ein eben so langes Stück von roh bearbeitetem, hellgrauem Feuerstein, beide etwa zu Pfeilspitzen oder dgl. bestimmt;

7-12) sechs schmalgeschnittene Messer oder sogenannte Späne aus grauem, durchscheinendem Feuerstein, wie am östlichen Ende des Grabes gefunden ward, sehr regelmäßig und an den Seiten sehr scharf, wie sie im Frid. Franc. Tab. XXVII, Fig. 5. bis 11. abgebildet sind, nämlich: ein schmales Messer, an einem Ende dreiseitig, am andern Ende vierseitig im rhombischen Durchschnitt, gegen 4" lang, - zwei schmale dreiseitige Messer 3 1/2" und 2 1/2"lang, - ein breites, dreiseitiges Messer, 4" lang und 1 1/2" breit, - und zwei kleine dreiseitige Messerchen, 1 1/2" und 1 3/3" lang;

13) ein Fragment einer ganz dünnen Platte von hellgrauem Feuerstein, an einer Seite geschliffen, 2 1/4" lang und 1 1/4" breit;

14) ein unregelmäßiges, abgeschliffenes Stück Feuerstein mit scharfer Kante.

Endlich fand sich an der Urnenstelle noch eine gehenkelte Bernsteinperle, wie die vorher beschriebene, nur von birnförmiger Gestalt.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 32 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Die Steinkiste in der Mitte des Grabes war aus sieben Steinen zusammengesetzt, welche einen 7 1/2 Fuß langen und 3 1/2 Fuß breiten Raum umschlossen. Die Kiste hatte keine Decke, auch keine Bodenbedeckung, weder von Steinen, noch von Sand, sondern war mit Erde gefüllt. Ihre Richtung war von Süden nach Norden; an der Nordseite war sie geöffnet. In der Kiste ward gar nichts, auch nicht einmal eine Scherbe gefunden. Vor der Oeffnung der Kiste im Norden lagen in der Tiefe des Grabes, etwas tiefer, als die erste Brandstelle, wohl nicht hoch über dem Urboden, Knochen nebst zwei Zähnen, welche zu einem Thierschädel gehörten, jedoch in einzelnen Stücken getrennt; sie waren so weich, daß man sie kaum hervorziehen konnte, erharteten jedoch allmälig wieder. Nach der Untersuchung des Herrn Professors Steinhoff zu Schwerin, Directors der Thierarzneischule daselbst, gehören sämmtliche Knochen zu dem Schädel eines Pferdes, welches von mittlerer Größe und ungefähr 12 bis 14 Jahre alt gewesen ist. Die Knochen sind ohne alle Anzeichen von Brand; der abgeschlagene Pferdekopf muß also unverbrannt in das Grab gesetzt sein. Von andern Theilen eines Pferdes ist nach den Knochen nicht die geringste Spur vorhanden: alle Fragmente lassen sich leicht dem Schädel zuweisen.

Von Menschengebeinen war im Grabe keine Spur zu finden.

Nach dieser Beschreibung waren in diesem Grabe zwei Begräbnißstellen: zu beiden Seiten, im O. und W. der Steinkiste. Die Steinkiste, welcher leider der Deckstein fehlte, war wohl zu anderm Gebrauche bestimmt (vielleicht zum Altar?).


Als im Monat Junius die großen Ringsteine gesprengt und die Ueberreste des Grabes fortgeschafft wurden, fand sich im Osten des Grabes noch eine Begräbnißstelle, welche sehr weit in den Ring des Grabes hinausgerückt und bei der ersten Aufgrabung bei Beendigung der Arbeit übersehen war. Sie ward in Gegenwart des Herrn Actuarius Päpcke aufgedeckt und zeigte eine große Uebereinstimmung mit der Bestattungsweise im westlichen Theile des Grabes. Diese Begräbnißstelle, welche wohl ein Theil der oben berührten ersten Begräbnißstelle ist, war ebenfalls durch einen kreisförmigen Bogen von runden Feldsteinen eingehegt. Innerhalb der Einhegung war ein Pflaster von weiß gebrannten Feuersteinen, auf welchen ein Aschenhaufen mit erstaunlich vielen Kohlen lag, dem

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 33 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

Anschein nach von Tannenholz. Dabei lagen Trümmer von Urnen; nach der Masse und den Verzierungen waren es fünf gewesen. Die eine, von welcher der Boden vorhanden ist, ist äußerst roh gearbeitet und dick; sie ist im Innern schwärzlich gebrannt und mit vielem groben Feldspathgrus, wie von zerstampftem Granit, durchknetet. Zwei andere waren rothbraun mit Verzierungen, welche aus kurzen Strichen bestehen, die mit einem Stäbchen der Länge nach eingestochen sind; eine vierte ist hellröthlich, mit eingegrabenen Spitzen, wie Schuppen oder nebeneinander gestellte Halbkreise, verziert. Eine fünfte Urne war bräunlich ohne Verzierungen. Bei den Urnenscherben lagen zwei geschliffene Keile von Feuerstein: ein großer Keil von hellgrauem Feuerstein, am Bahnende abgeschlagen, 6" lang, 2" breit und 1" dick, und ein kleiner Keil von dunkelgrauem Feuerstein, 4 1/2" lang, 1 1/4" breit und 3/4" dick. Ferner fand sich daneben ein sehr schönes, rund gebogenes Messer von Feuerstein, wie ein Span, dreiseitig, wie ausgeschnitten, 4" lang und 3/4" breit. Endlich lag bei diesen Alterthümern der Schädel eines Thieres in kleine Stücke zerfallen; acht Backenzähne desselben sind noch wohl erhalten. Nach den wiederholten Untersuchungen des Herrn Professors Steinhoff zu Schwerin sind diese Zähne Backenzähne eines Pferdes; nach der Meinung des Herrn Thierarztes Reimer zu Schönberg dürften die Zähne einem Wiederkäuer angehören (?). 1 )


1) Der Herausgeber hält es für unnöthig auf die Wichtigkeit dieser mit so viel Umsicht ausgeführten und so genau beschriebenen Aufgrabung näher hinzuweisen. Nur die eine Bemerkung sei ihm gestattet, daß dieselbe offenbar eine neue, kräftige Stütze und Bestätigung enthält für die jüngsten, auf sorgfältige Vergleichung und Kritik gegründeten Ansichten in Bezug auf die Unterscheidung der verschiedenen Gattungen vorchristlicher Gräber, wie sie von unserm G. C. F. Lisch, als bisher gewonnene Resultate der ludwigsluster Sammlung, in seinen Andeutungen über die altgermanischen und slavischen Grabalterthümer Meklenburgs etc. . dargestellt worden sind. Namentlich und zunächst gilt dies von dem Satze: daß das Vorkommen der Steinwerkzeuge und der Mangel an Metall durchaus charakteristische Kennzeichen der Hünengräber oder Riesenbetten sind, eine Erfahrung, welche auch für die schleswig=holstein=lauenburgischen Lande durch eine Menge von Nachrichten bestätigt wird, die in dem ersten und zweiten Bericht der Königl. schlesw.=holst.=lauenb. Gesellschaft f. Samml. und Erhaltung vaterl. Alterth. 1836 sich finden.